1.
Epitaph von Johann
Kämmerer von Worms gt. von Dalberg und Anna von
Bickenbach
Eines der schönsten Rittergrabmäler in der
Oppenheimer Katharinenkirche ist das Epitaph für
Johann (Hennichin) Kämmerer von Worms gt. von
Dalberg (gest. 9.10.1415) und Anna von Bickenbach
(gest. 22.5.1415), seiner zweiten Gemahlin. Johann
Kämmerer von Worms gt. von Dalberg war 1366
Edelknappe, 1374 Ritter, Hofmeister in Heidelberg im
Dienste der Pfalzgrafen, 1377 Schultheiß,
Burgamtmann und Burgmann in Oppenheim.
Abb.: Links Anna von Bickenbach, rechts Johann
Kämmerer von Worms
Die beiden lebensgroßen Figuren stehen zwischen drei
Fialpfeilern, jeweils bekrönt von einem Baldachin,
wovon insbesondere der von Anna von Bickenbach schön
aus sich überlappenden Eselsrückenbögen mit
abschließenden Kreuzblumen gearbeitet ist. Zu Füßen
von Anna befindet sich ein treuer Hund, während ihr
Ehemann Johann einen Löwen zu Füßen hat. Beide
Ehepartner sind in ziviler Kleidung abgebildet,
Johann hat lediglich Dolch und Schwert umgebunden.
Beide legen die Hände vor der Brust zum Gebet
zusammen und blicken den Besucher fronatl an. Jedem
Ehepartner sind vier Ahnenwappen zugeordnet. Bei
Anna von Bickenbach sind es nur Wappenschilde,
paarweise neben dem Baldachin angebracht. Es handelt
sich um die Wappenschilde der Familien Bickenbach,
Erbach, Dietz, Salza. Bei Johann sind es ein
Vollwappen und drei Wappenschilde, sodaß die
Anordnung eine andere ist, denn das voluminöse
Vollwappen Kämmerer an der rechten oberen Ecke nimmt
so viel Platz ein, daß optisch links oben nur
Waldeck abgebildet wird, während die beiden unteren
Schilde rechts und links von seinen Knien angebracht
sind.
Genealogie (1): Abstammung des Johann (Hennichin)
Kämmerer von Worms gt. von Dalberg (gest. 9.10.1415)
Eltern:
Großeltern väterlicherseits:
-
Johann Camerarius? gen. v. Waldeck, Ritter (vor
1299 - 2.11.1350)
-
Juliana Boos v. Waldeck (vor 1302 - vor 1334)
Urgroßeltern väterlicherseits:
-
Gerhard Camerarius, Ritter (vor 1251 - 8.1.1297)
-
Mechtild Fuchs v. Rüdesheim (- 4.6.1319)
-
Winand III. v. Waldeck (vor 1268 - nach 1300)
-
Jutta v. Spiegelberg (vor 1268 - vor 1282)
Abb.: Rechts Waldeck, links Kämmerer von Worms
Das Waldeck-Wappen
Auf der optisch linken Seite befindet sich
das Waldeck-Wappen, hier in Silber drei
schrägbalkenweise aneinandergestellte,
rautenförmige, rote Schnallen (Rincke). Aus späterer
Zeit kennen wir hauptsächlich nur die Boos von
Waldeck, deren Wappen in Rot drei schrägbalkenweise
aneinandergestellte, rautenförmige, silberne
Schnallen (Rincke) besitzt. Auf dem Helm mit
rot-silbernen Decken befindet sich ein schwarzer
Flug, belegt mit Scheibe mit dem Schildbild.
Tatsächlich gab es aber mehrere Zweige, die sich
nach der Ganerbenburg Waldeck im
Rhein-Hunsrück-Kreis nannten. Urkundlich tauchen sie
erstmals 1242 auf, als die Ritter Heribert, Udo
(Rudolf) und Winand von Waldeck ihre Burg für 200
Mark kölnischer Denare gegen eine jährliche Rente
von 12 Fuder Wein dem Kölner Erzstift Konrad von
Hochstaden zu Lehen auftrugen. Es gibt die
Rudolfische, die Winandsche und die Conradische
Linie. Sie unterschieden sich heraldisch durch
Farbvariationen. Ein Burgfrieden von 1325 regelt das
Zusammenleben der unterschiedlichen Familien auf der
Burg Waldeck. Die Conradische Linie wurde die
Boosische Linie, aus der letzteren stammen die
"schwarzen" und die "weißen" Boos von Waldeck. Die
Rudolfsche Linie starb schon um 1370 aus. Die
Winandsche Linie starb 30 Jahre später aus, um 1400.
Beidesmal konnte die Conradische Linie, die Boos von
Waldeck, Teile des Besitzes der ausgestorbenen
Familie an sich bringen.
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Das Kämmerer-Wappen
Optisch oben rechts ist der
Wappenschild der Kämmerer von Worms, genannt
von Dalberg zu finden. Das Wappen der
Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg
zeigt unter einem mit drei Spitzen
abgeteilten goldenen Schildhaupt mit einem
vierlätzigen schwarzen Turnierkragen in Blau
6 (3:2:1) silberne Lilien (Kämmerer von
Worms). Das eigentliche Stammwappen ist ohne
diesen zur Differenzierung dienenden
Turnierkragen. Helmzier: Ein wie der Schild
bez. Flug. Helmdecken blau-golden. Später
wurde das Wappen mit dem schwarzen
Ankerkreuz in Gold geviert (Dalberg). |
Die Dalbergs stammen aus dem Nahegau und wurden
erstmals 1208 nachgewiesen. Der Schwerpunkt der
Besitzungen liegt im Rheinland, um Worms und Bad
Kreuznach. Dalberg bei Bad Kreuznach war seit 1132
Stammsitz der Familie. Die Familie starb aber schon
1323 im Mannesstamme aus und verschmolz durch Heirat
mit den Kämmerer von Worms, welche einst das Amt der
Kämmerer des Bischofs von Worms bekleidet hatten und
irgendwann ihre Amtsbezeichnung zu ihrem
Familiennamen gemacht hatten. Die Kämmerer von Worms
lassen sich schon im 10. und 11. Jh. identifizieren.
Nach der Heirat zwischen den beiden ohnehin
verwandten Familien vereinigte man beider Wappen in
einem gevierten Schild und nannte sich "Kämmerer von
Worms, genannt Dalberg" oder "Kämmerer von Worms,
Freiherr von Dalberg". Die Familie stieg zu einer
der wichtigsten und angesehendsten Adelsfamilien des
Heiligen Römischen Reiches auf. Die Bekleidung von
allerhöchsten Stellungen im Dienste der Kirche und
des Reiches, die Funktion als Bischöfe, Erzbischöfe,
Äbte, Fürstäbte, Präsidenten des
Reichskammergerichts etc. kennzeichnete den Aufstieg
der Familie. Zwischen 1671 und 1817 waren 9 Dalbergs
Kapitulare von Würzburg, desweiteren gibt es einen
Fürstabt von Fulda. Es gab mehrere Linien, so die
Linie Dalberg-Haßloch mit Besitz in Haßloch,
Gabsheim, Mommenheim und Bechtolsheim (beides
Ganerbschaften), die Linie Dalberg-Hernsheim mit
Besitz in Mandel (Niederrhein), Essingen, Hernsheim,
Abenheim, Kropsburg und natürlich die Hauptlinie
Dalberg-Dalberg mit Besitz in Dalberg, Sommerloch,
Oberhub, Unterhub, Wallhausen, Walderbach,
Spabrücken, also insgesamt entlang des Rheines und
der Nahe mit Streubesitz in Franken und Württemberg.
1654 wurde der Familie die Reichsfreiherrenwürde
verliehen. Mit Maria Anna von und zu Dalberg, seit
1912 Ehefrau von Prinz Franz zu Salm und Salm-Salm,
starb das Geschlecht am 22. Februar 1979 aus. Der
letzte männliche Sproß einer Dalberg-Seitenlinie war
Johannes von Dalberg (1909-1940).
Ein Musterbeispiel für einen frühen
Flug/Flügel
Bei der Darstellung des Vollwappens der
Kämmerer von Worms ist vor allem die Darstellung des
Fluges interessant. Wie auch die Hörner gehören
Flügel zu den allerersten und ältesten Helmzieren.
Die Tradition der Flügel am Helm reicht sogar in die
vorheraldische Zeit zurück, denn schon die Germanen
verzierten ihre Helme mit Flügeln. Durch die
Heraldik wurde diese Tradition fortentwickelt.
Flügel sind in der Regel - soweit nicht anders
beschrieben - Adlerflügel, gekennzeichnet durch die
langen Schwungfedern mit eingebogener Spitze und die
dünnen Zwischenfedern. Sie können paarweise
(meistens) oder auch einzeln vorkommen. Ein Paar
Flügel wird als "Flug" bezeichnet.
Ursprünglich hatte man natürlich keine Adlerflügel
am Helm. Die Adlerflügel, wie wir sie im heute als
korrekt empfundenen heraldischen Stil zeichnen, sind
späteren Ursprungs und haben sich erst in der
Papierheraldik entwickelt. Wie uns z. B. die
Abbildungen in der Manessischen Liederhandschrift
zeigen, hatte man Bretter, Leisten oder Lederstücke,
die mit Federn besteckt wurden. Später benutzte man
entsprechend zugeschnittene Stücke aus Holz, Leder
oder Blech, auf die die Federn aufgemalt wurden. Die
naturalistische Darstellung wurde erst ab dem 15.
Jh. üblich. Und genau so ein früher Flügel ist hier
am Epitaph zu sehen, im unteren Teil ein als
Halterung dienendes Brett, in das oben in einer
Reihe Federn gesteckt sind.
Das Praktische an den Flügen ist, daß sie in der
Helmzier eine relativ große und - je nach
Darstellungart - zusammenhängende Fläche bilden, die
sich zur Wiederholung des Schildinhalts eignet.
Flüge können ganz banal einfarbig sein, die beiden
Schwingen können unterschiedliche Farbe haben
(gespaltener Flug), sie können auch den ganzen
Schildinhalt entweder gemeinsam oder jeder Flügel
für sich zeigen wie hier beim Kämmerer-Wappen. Damit
werden die Flügel zu einem sog. Hilfskleinod. Der
Begriff bezeichnet eine Helmzier, die in irgendeiner
Form den Schildinhalt wiederholt, in Abgrenzung zu
Helmzieren, die nur dem Zierat und der
Unterscheidung dienen.
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Wappen Bechtolsheim
von Bechtolsheim, Stock von
Bechtolsheim, Rost von Bechtolsheim: Es gibt
mehrere Farbversionen bei den
Bechtolsheimern: Hermann Stock von
Bechtolsheim führt 1450 im Pfälzer
Vasallenbuch den Schild silbern-schwarz
gespalten, darüber ein roter Balken.
Variante: Schild golden-schwarz gespalten,
darüber ein roter Balken. Helmzier ein
silberner (bzw. goldener) und ein schwarzer
Flügel, jeweils mit einem roten Balken
belegt. Decken rot-silbern nach Gruber.
Gerhard Rost von Bechtolsheim führt 1365 den
Schild golden-rot gespalten, darüber ein
grüner Balken, und genau so ist der Schild
auch hier am Epitaph abgebildet. |
Das vierte Wappen zeigt im mit goldenen Kleeblättern
besäten, schwarzen Schild einen silbernen Löwen.
Genealogie (2): Abstammung der Anna von
Bickenbach (gest. 22.5.1415)
Eltern:
Großeltern:
-
Conrad III. v. Bickenbach (vor 1298 - 2.6.1354)
-
Agnes v. Erbach-Erbach (- nach 1347)
-
Reinhard Graf v. Diez-Weilnau (- ca. 1333/1344)
-
Margarete v. Salza (vor 1328 - nach 1365)
Urgroßeltern, soweit bekannt:
-
Philipp Herr v. Bickenbach (vor 1276 - ca.
1298/1300)
-
Alheydis v. Stetelbach?
-
Eberhard V. v. Erbach-Erbach (vor 1277 - vor
1303)
-
Agnes v. Breuberg (- 10.6.1302)
-
Gerhard I. Graf v. Diez-Weilnau (vor 1265 - ca.
1282)
-
Isengard v. Hanau (- vor 29.9.1282)
|
Wappen Bickenbach
Optisch links oben finden wir den
Wappenschild der Herren von Bickenbach. Sie
führen einen roten Schild mit zwei aus
silbernen Rauten gebildeten Schrägbalken
bzw. zwei schrägrechts gestellte Reihen
silberner Rauten, wobei sich die Rauten an
den Spitzen berühren. Ursprünglich finden
wir aber auf ältesten Abbildungen zwei
schrägrechte Zickzackbalken (Gottfried von
Bickenbach 1211-1244). Helmzier wäre ein wie
der Schild bez. Adlerflug, dazwischen ein
silbernes sitzendes Pferd oder Hund, das
Ganze sowohl auf einem Hut als auch ohne
vorkommend. Helmdecken wären rot-silbern.
Hier steht der Schild für Conrad III. v.
Bickenbach (vor 1298 - 2.6.1354). |
Die von Bickenbach sind ein hessisches, edelfreies
Geschlecht, Stammsitz in Hessen (Bickenbach, Kanton
Odenwald). Stammvater ist Konrad von Bickenbach um
1130. Der Familie herrschten mit auf den Hohenberger
Burgen Homburg und Adelsberg im Main-Wern-Gebiet.
Weiterhin war die Familie im Besitz der Festung
Hohenberg und Würzburgischer Lehensinhaber, denn
1365 wurde der bis dahin freieigene Besitz von
Dietrich von Hohenberg dem Hochstift zu Lehen
aufgetragen. Zum Besitz gehörten auch die Adelssitze
Klingenberg, Obersfeld, Gößheim, Schildeck,
Carlsbach etc. Die Familie hatte eine große
Bedeutung in kirchlichen Diensten in Worms, Trier,
Fulda, Mainz. Wirtschaftlich ging es der Familie im
14. und 15. Jh. sehr schlecht, es kam immer wieder
zu Verpfändungen von Burgen und Einkünften. 1469
wird der gesamte Besitz an Würzburg verkauft. 1497
starb das Geschlecht mit dem gesundheitlich
benachteiligten Konrad von Bickenbach aus, seine
Schwester Susanna heiratete erst einen Grafen von
Mansfeld, dann einen Grafen von Hohenstein. Von der
Familie befinden sich übrigens schöne Epitaphien im
Kloster Himmelthal. Von historischer Bedeutung sind
Marquart von Bickenbach, Fürstabt von Fulda
1286-1288, und Konrad von Bickenbach, Burggraf von
Miltenberg (gest. 1463).
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Wappen Erbach
Der Wappenschild der Grafen von
Erbach ist rot-silbern geteilt, oben zwei
silberne und unten ein roter sechsstrahliger
Stern. Die zugehörige Helmzier bestünde aus
zwei silbern-rot übereck geteilten
Büffelhörnern. Helmdecken wären rot-silbern.
Hier steht der Schild für Agnes v.
Erbach-Erbach (- nach 1347). |
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Wappen Dietz-Weilnau
Die Linie der Grafen von
Dietz-Weilnau (Hintertaunus) hat im
Vergleich zu der Hauptlinie der Grafen von
Dietz invertierte Farben: In Gold zwei rote,
blau bewehrte Leoparden (hersehende,
schreitende Löwen) übereinander. Helmzier
wäre ein schwarzer Flug, beiderseits belegt
mit einer wie der Schild tingierten Scheibe.
Helmdecken wären rot-golden. Hier steht der
Schild für Reinhard Graf v. Diez-Weilnau (-
ca. 1333/1344). |
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Wappen Salza
Das Wappen der Herren von Salza,
einer thüringischen Ministerialenfamilie,
zeigt in Rot ein goldenes, gekrümmtes
Widderhorn. Bekannt ist das Wappen eines
berühmten Familienmitgliedes, des
Deutschordenshochmeisters und eigentlichen
Ordensformer Hermann von Salza (geb. ca.
1179, amtierte 1209-1239, einer der
wirkungsstärksten Hochmeister, die der Orden
je hatte, der den Orden in eine starke
miltärisch-politische Organisation
verwandelte und der nach einem ersten
Versuch in Siebenbürgen zum Gründer des
Ordensstaates in Preußen wurde). Hier steht
der Schild für Margarete v. Salza (vor 1328
- nach 1365). |
Übrigens...
Genau dieser Anna von Bickenbach und diesem
Johann Kämmerer von Worms gt. von Dalberg begegnen
wir übrigens an einem anderen wunderschönen
Rittergrabmal wieder, nämlich in der Ahnenprobe des
Heinrich Vogt von Hunoldstein in der Peterskapelle
in Neumagen-Dhron.
Genealogie (3): Nachkommen des Johann (Hennichin)
Kämmerer von Worms gt. von Dalberg (gest. 9.10.1415)
In erster Ehe war er mit Elisabeth von
Winnenburg (Wunnenberg) verheiratet (- 25.8.1397).
Kinder:
Kinder aus zweiter Ehemit Anna v. Bickenbach (vor
1398 - 22.5.1415):
-
Anna Cämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (-
30.10.1410)
-
Ida Cämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (- 1411)
-
Johann Cämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (vor
1419 - 2.7.1431)
-
Demudis Cämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (vor
1416 - nach dem 3.4.1455)
Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier
1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls
veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der
"landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Oppenheim am Rhein, Rheinische Kunststätten Heft 3-4
/ 1972, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und
Landschaftsschutz (Hrsg.).
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital,
WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag
ISBN 978-3-7686-2515-9
2. Epitaph der Anna Kämmerer von Worms gt. von
Dalberg
Dieses Epitaph befindet sich in der nördlichen
Seitenkapelle des Chorabschlusses der
Katharinenkirche unterhalb der Fenster mit der
Darstellung der Reformatoren Calvin, Zwingli, Luther
und Melanchthon von 1889. Das Epitaph ist ein
Meisterwerk der Spätgotik.
Epitaph für Anna von Dalberg, gest. 30.10.1410,
Tochter von Johann Kämmerer von Worms genannt von
Dalberg und Anna von Bickenbach. Das Epitaphium
ihrer Eltern steht im südlichen Querschiff. Die
Figur der Verstorbenen steht mit zum Gebet
zusammengelegten Händen, in ein langes, fließendes
Gewand gekleidet, zwischen zwei Fialpfeilern, die
jeder unterhalb der Verjüngungsabsatzes einen nach
innen geneigten Wappenschild tragen, optisch links
Kämmerer, optisch rechts Bickenbach. Über dem Kopf
ist ein mit drei Wimpergen verzierter polygonaler
Baldachin, beiderseits beseitet von Blendwimpergen,
alle mit reichlich Krabben und abschließender
Kreuzblume. Das Grabmal ist mit seinen fließenden
Formen, den sanften Übergängen ein Vertreter des
sog. "Weichen Stils". Bei der Inschrift fällt auf,
daß hier bereits Abstand von den lateinischen
Inschriften genommen wird und deutsche Sprache
verwendet wird.
Die beiden Wappenschilde stehen für Annas Eltern,
Johann (Hennichin) Kämmerer von Worms gt. von
Dalberg (1374 Ritter, Hofmeister in Heidelberg im
Dienste der Pfalzgrafen, 1377 Schultheiß,
Burgamtmann und Burgmann in Oppenheim, gest.
9.10.1415) und Anna von Bickenbach (gest.
22.5.1415), seiner zweiten Gemahlin. Zur weiteren
Genealogie siehe dort.
|
Das Wappen der Kämmerer von Worms, genannt
von Dalberg zeigt unter einem mit drei
Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt in
Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Kämmerer von
Worms). Helmzier: Ein wie der Schild bez.
Flug. Helmdecken blau-golden. Hier steht der
Schild für Johann (Hennichin) Kämmerer von
Worms gt. von Dalberg (gest. 9.10.1415).
Später wurde das Wappen mit dem schwarzen
Ankerkreuz in Gold geviert (Dalberg). |
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Die von Bickenbach führen einen roten Schild
mit zwei aus silbernen Rauten gebildeten
Schrägbalken bzw. zwei schrägrechts
gestellte Reihen silberner Rauten, wobei
sich die Rauten an den Spitzen berühren.
Ursprünglich finden wir aber auf ältesten
Abbildungen zwei schrägrechte Zickzackbalken
(Gottfried von Bickenbach 1211-1244).
Helmzier wäre ein wie der Schild bez.
Adlerflug, dazwischen ein silbernes
sitzendes Pferd oder Hund, das Ganze sowohl
auf einem Hut als auch ohne vorkommend.
Helmdecken wären rot-silbern. Hier steht der
Schild fürAnna von Bickenbach (gest.
22.5.1415). |
Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier
1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls
veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der
"landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Oppenheim am Rhein, Rheinische Kunststätten Heft 3-4
/ 1972, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und
Landschaftsschutz (Hrsg.).
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital,
WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag
ISBN 978-3-7686-2515-9
Burg Waldeck:
http://www.burgenwelt.de/waldeck2/geneu.htm
3. Epitaph des Dammo (Tham) Knebel von
Katzenelnbogen
Dieses Epitaph befindet sich auf der Südseite des
östlichen Chorabschlusses der Katharinenkirche. Es
ist ebenfalls ein spätgotisches Werk, das den
Verstorbenen unter einer flachen Konstruktion aus
Blendmaßwerk zeigt, auf der optisch rechten Seite
von seinem an den Rahmen gelehnten Schwert und in
der optisch linken oberen Ecke von seinem Wappen
begleitet, der einzigen Wappendarstellung dieses
Grabmals. Die Hände des zivil gekleideten und
barhäuptig dargestellten Dammo sind betend vor der
Brust zusammengelegt, in weitem Bogen fallen die
modisch weit geschnittenen Ärmelöffnungen bis zum
Rahmen, den Blick auf das knielange Wams freigebend.
Zu Füßen ein treuer Hund, zu seinem Herrn
aufblickend.
Epitaph des Dammo (Tham) Knebel von Katzenelnbogen,
gest. 1401, Reichsschultheiß zu Oppenheim.
|
Die Knebel von Katzenelnbogen sind ein
rheinisches Uradelsgeschlecht, das
Besitzungen am Rhein und in Schwaben hatte
und seinen Beinamen erhielt, weil sie einst
als Burgmannen auf der Burg der Grafen von
Katzenelnbogen dienten. Das Stammwappen der
Knebel von Katzenellenbogen sieht wie folgt
aus: In Silber ein rotes Schildchen, im
rechten Obereck von einem schwarzen Ring
begleitet. Helmzier ein rotes rechtes und
ein silbernes linkes Eselsohr. Helmdecken
rot-silbern. |
|
Die Knebel beerbten später die von Grärod/Grarath/Graurod.
Das erweiterte Wappen ist geviert: Feld 1
und 4: In Silber ein rotes Schildchen, im
rechten Obereck von einem schwarzen Ring
begleitet (Stammwappen), Feld 2 und 3: In
Schwarz ein goldener Balken, von drei (2:1)
goldenen Ballen (Kugeln) begleitet (von
Grärod, Grarath). Dazu würden an Helmen
gehören: Helm 1: gekrönt, ein rotes rechtes
und ein silbernes linkes Eselsohr
(Stammkleinod). Helmdecken rot-silbern. Helm
2: gekrönt, nach Siebmacher ein wachsender
silbern gewandeter Mann mit schwarzem
Gürtel, eine Breithacke auf der Schulter
tragend (Kleinod von Grärod, Grarath).
Gewand im Gruber als schwarz beschrieben.
Helmdecken schwarz-golden. |
Man achte hier auch darauf, daß die Regeln der
Heraldik normalerweise fordern, daß Helmzier und
Helm in die gleiche Richtung blicken. Perspektive
wird vermieden. So würde man nach heutiger Auslegung
bei Eselsohren den Helm möglichst frontal darstellen
und den Schild aufrecht. Nach dem damaligen
Zeitgeschmack wollte man aber offensichtlich der
Neigung des Schildes zum Verstorbenen hin und
entsprechender Wendung des Helmes den Vorzug geben,
stellte aber die Eselsohren frontal dar. Ein Beleg
dafür, daß selbst in der Spätgotik, dem Stil, auf
den wir uns heute bei Wappendarstellungen als
vorbildlich berufen, solche Fragen durchaus mit
Spielraum behandelt wurden. Der Ring ist aber trotz
gewendetem Wappen nicht mitgewendet, er befindet
sich nach wie vor an der selben Stelle.
Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier
1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls
veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der
"landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Oppenheim am Rhein, Rheinische Kunststätten Heft 3-4
/ 1972, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und
Landschaftsschutz (Hrsg.).
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital,
WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag
ISBN 978-3-7686-2515-9
4. Epitaph des Friedrich Kämmerer von Worms
und der Katharina von Gemmingen
Dieses Epitaph steht an der Nordwand des nördlichen
Querschiffs. Hier wird an Friedrich Kämmerer von
Worms, genannt Dalberg (Bürgermeister von Oppenheim,
gest. 1506) und seine Frau Katharina von Gemmingen
(gest. 1517) erinnert. Eine klare Gliederung teilt
die Platte in vier Felder, unten links Friedrich in
Rüstung, zu seinen Füßen ein Löwe, unten rechts
Katharina, fast vollständig von Umhang und Haube
verhüllt, zu ihren Füßen ein treuer Hund. Oben links
(optisch) das Kämmerer-Wappen, als Vollwappen
ausgeführt, oben rechts (optisch) das
Gemmingen-Wappen, nur der von zwei exquisit
gearbeiteten Engeln präsentierte Schild. Die
Grabmäler von Friedrichs Vater Wolf und seines
Bruders Wolf d. J. sind übrigens ebenfalls erhalten.
Zur Genealogie: Friedrich Kämmerer v. Worms gen. v.
Dalberg (10.2.1459 - 12.11.1506) ist der Sohn der
hier ebenfalls mit einem Epitaph vertretenen
Wolff(gang) Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg
(4.9.1426 - 20.9.1476) und Gertrud Greiffenclau v.
Volrads (- 10.8.1502), Enkel von Johann Kämmerer v.
Worms gen. v. Dalberg (- 2.7.1431) und Anna v.
Helmstatt (- 10.4.1466) und Urenkel der hier
gleichfalls besprochenen Johann (Hennichin) Kämmerer
v. Worms gen. v. Dalberg, Ritter (- 9.10.1415) und
Anna v. Bickenbach (- 22.5.1415). So eng hängen die
Epitaphien in dieser Kirche zusammen.
|
Das Wappen der Kämmerer von Worms,
genannt von Dalberg zeigt unter einem
mit drei Spitzen abgeteilten goldenen
Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne
Lilien (Kämmerer von Worms). Helmzier: Ein
wie der Schild bez. Flug. Hier ist der Flug
etwas stiefmütterlich behandelt worden,
eigentlich sind es nur zwei lange Federn.
Helmdecken blau-golden. |
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Die Freiherren von Gemmingen führen
in Blau zwei goldene Balken. Als Helmzier
führen sie zwei wie der Schild mit zwei
goldenen Balken belegte blaue Büffelhörner.
Helmdecken blau-golden.
Anmerkung: In der Züricher Wappenrolle ist
ein abweichendes Wappen abgebildet: In Gold
drei blaue Balken, Kleinod ein armloser
Mannesrumpf mit aufgesetzter spitzer Kapuze,
die goldene Kleidung belegt mit den drei
blauen Balken. Dieses Wappen wird nicht mehr
geführt, sondern ausschließlich das oben
beschriebene. |
Die Freiherren von Gemmingen sind
schwäbischer Uradel, reichsunmittelbar, stammen aus
dem Kraichgau, sind benannt nach dem gleichnamigen
Ort daselbst und gehören zu den ältesten und
angesehendsten reichsritterlichen Familien in
Schwaben. Seit dem 25.5.1182 gehören sie dem
Reichsfreiherrenstand an (Ulrich und Bernolph wurden
auf dem Reichtag in Worms in den
Reichsfreiherrenstand erhoben). Als erster
Namensträger ist Heinrich von Gemmingen 1165 faßbar
als Besucher des Turniers in Zürich, weiter 1233
Hertlieb und Albert von Gemmingen in Hirsau. Ein
Johann von Gemmingen wird 1259 als kaiserlicher
Landvogt in Sinsheim erwähnt - er gilt als
Stammvater der heute lebenden Gemmingen.
Die Freiherren von Gemmingen sind in vier
Hauptstämme unterteilt:
-
G.-Gemmingen = später G.-Guttenberg. Stammahn:
Hans von Gemmingen d. Reiche (1394-1490)
-
G.-Bürg = später G.-Hornberg. Stammahn: Dieter
von Gemmingen d. J. (gest. 1359)
-
G.-Hagenschieß = später Gemmingen-Steinegg.
Stammahn: Dietrich von Gemmingen d. Ä. (erwähnt
um 1339)
-
G.-Michelfeld. Stammahn: Hans von Gemmingen der
Kecke, genannt Keckhans (1431-1487)
Eine Abspaltung sind die Herren von
Gemmingen-Massenbach, die aber das gleiche Wappen
wie die Hauptlinien führen. Auch heute blüht das
Geschlecht derer von Gemmingen, die einen
Familienverband gegründet haben und zweijährlich auf
Familientreffen den Zusammenhalt fördern.
Die Freiherren von Gemmingen waren im schwäbischen
Ritterkreis und im Ritterkanton Odenwald tätig.
Bedeutende Familienmitglieder sind die vier
Ritterhauptleute im Ritterkanton Odenwald: Weiprecht
von Gemmingen (gest. 1680), Reinhard von Gemmingen
(1652), ein zweiter Reinhard von Gemmingen
(1717-1750) sowie Philipp von Gemmingen (1777-1785).
Berühmt ist Wolf von Gemmingen, der 1648 bei den
Friedensverhandlungen in Osnabrück die gesamte
Reichsritterschaft vertrat. Sein Ziel, der
Reichsritterschaft Sitz und Stimme im Reichstag zu
verschaffen, scheiterte jedoch an der Wahrnehmung
der Reichsritterschaft als eigenen Stand. Reinhard
von Gemmingen (1675-1707) war badischer
Oberhofmarschall, Geheimrat und Regierungspräsident.
Im Dienste der Kirche gibt es drei Bischöfe und
einen Fürstabt: Johann Konrad von Gemmingen war
1595-1612 Fürstbischof von Eichstätt, Johann Otto
von Gemmingen war 1591-1598 Bischof von Augsburg,
Uriel von Gemmingen war 1508-1514 Erzbischof von
Mainz und Kurfürst, und schließlich war Andreas von
Gemmingen 1316-1320 Fürstabt des Klosters Hersfeld.
Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier
1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls
veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der
"landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Oppenheim am Rhein, Rheinische Kunststätten Heft 3-4
/ 1972, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und
Landschaftsschutz (Hrsg.).
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital,
WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag
ISBN 978-3-7686-2515-9
Gemmingen: Anton P. Rahrbach, Reichsritter in
Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer
Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die
Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen
deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003,
ISBN 3-87947-113-4
5. Epitaph des Wolf Kämmerer von Worms, gt.
von Dalberg und der Gertrud von Greiffenclau
Dieses Doppelepitaph befindet sich an der nördlichen
Stirnwand des nördlichen Querhauses. Nebeneinander
sind Wolf Kämmerer von Worms, gt. von Dalberg
(Burgmann und Bürgermeister in Oppenheim, 1459
kurpfälzischer Hofmarschall, gest. 1476), und seine
Frau Gertrud von Greiffenclau (gest. 1502)
abgebildet.
|
Das Wappen der Kämmerer von Worms,
genannt von Dalberg zeigt unter einem
mit drei Spitzen abgeteilten goldenen
Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne
Lilien (Kämmerer von Worms). Helmzier: Ein
wie der Schild bez. Flug. Hier ist der Flug
etwas stiefmütterlich behandelt worden,
eigentlich sind es nur zwei lange Federn.
Helmdecken blau-golden. |
|
Das Stammwappen Greiffenclau-Volrads
ist ein silbern-blau geteilter Schild,
belegt mit einer goldenen Lilienhaspel
(Glevenrad). Helmzier eine goldene
Greifenklaue mit silbern-blauer Befiederung.
Helmdecken blau-silbern. Das vermehrte
Wappen ist geviert: Feld 1 und 4:
Greiffenclau-Vollraths, silbern-blau
geteilt, darüber ein goldenes Glevenrad.
Feld 2 und 3: Ippelbrunn, in Schwarz ein
silberner Schräglinksbalken. Helmzier eine
goldene Greifenklaue mit silbern-blauer
Befiederung. Das Kleinod von Ippelbrunn
taucht nicht auf. Helmdecken gespalten,
rechts blau-silbern, links schwarz-silbern. |
Zur Genealogie: Wolff(gang) Kämmerer v. Worms gen.
v. Dalberg (4.9.1426 - 20.9.1476), ist der Sohn von
Johann Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (vor 1419 -
2.7.1431, im Kampf gefallen) und Anna v. Helmstatt
(- 10.4.1466) und der Enkel von Johann (Hennichin)
Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg, Ritter (-
9.10.1415) und Anna v. Bickenbach (- 22.5.1415),
deren Epitaph im gegenüberliegenden Querhausarm
steht.
Gertrud Greiffenclau v. Volrads (- 10.8.1502) ist
die Tochter von Friedrich Greiffenclau v. Volrads
(geb. 8.3.1401, 1428 Ritter, 1454 Reise nach
Jerusalem, 1456 Franziskanermönch zu Taxa bei
Ragusa, gest. 1462) und Alheid v. Langenau und
Enkelin von Friedrich Greiffenclau v. Volrads (gest.
ca. 1419) und Irmgard v. Ippelbrunn (- 31.12.1425).
Ihre Kinder sind:
-
Wolf Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg
(27.7.1454 - 1473), ohne Nachkommen
-
Johann Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg
(14.8.1455 - 27.7.1503); Dr. iuris utriusque,
1472 Domherr zu Worms und Speyer, 1474 Rektor
der Universität Pavia, 1475 Domherr zu Trier,
1478 Domherr zu Mainz, 1480 Dompropst, 1482
kurpfälzer Kanzler, 1482/1503 Bischof v.Worms,
Kanzler der Universität Heidelberg, kinderlos
-
Dieter Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (-
1467), kinderlos
-
Friedrich Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg
(10.2.1459 - 12.11.1506), vermählt mit Katharina
von Gemmingen (siehe anderes Epitaph), 9 Kinder
-
Margareta Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (-
1521)
-
Guda Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (vor 1464
- nach 1506)
-
Dieter Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (-
9.2.1530), vermählt mit Anna von Helmstatt, 9
Kinder
-
Gertrud Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (-
7.4.1520)
-
Wolfgang Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (1473
- 25.1.1522/28.1.1523), 2 Ehen, kinderlos
-
Anna Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (1458 -
8.11.1503)
-
Apollonia Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (-
12.4.1524)
-
Barbara Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (-
nach 1504)
Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier
1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls
veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der
"landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Oppenheim am Rhein, Rheinische Kunststätten Heft 3-4
/ 1972, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und
Landschaftsschutz (Hrsg.).
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital,
WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag
ISBN 978-3-7686-2515-9
6. Grabplatte des Conrad von Hanstein
Im Chor der Katharinenkirche befindet sich die
Grabplatte des Conrad von Hanstein, gest.
23.03.1553. Er war kaiserlicher Kriegsrat und
Oberst. Unter alten Urkunden findet sich vom
1.8.1537 ein Paß für den kaiserlichen Leutnant
Conrad von Hanstein. Vom 10.11.1541 datiert ein
Bestallungsbrief des Landgrafen Philipp von Hessen
für den Oberfußknechthauptmann Conrad von Hanstein.
Vom 12.06.1548 datiert ein Bestallungsbrief von
Maria von Burgund als Oberst eines Regimentes
deutscher Fußknechte.
Sein Epitaph hängt vor der südlichen Turmhalle, ein
prachtvolles Hochrenaissance-Meisterwerk, vermutlich
von Dietrich Schro, welches den bärtigen Ritter in
voller Rüstung in hervorragender Plastizität
modelliert. Das Hanstein-Wappen allerdings findet
sich hier auf der Platte im Chor der
Katharinenkirche. Das Beispiel zeigt den Unterschied
zwischen Grabplatte und Epitaph - letzteres ist eine
Gedenktafel für einen Verstorbenen, die unabhängig
vom tatsächlichen Begräbnisort des Verstorbenen
angebracht werden kann und meist an gut sichtbarer
Stelle wirkungsvoll an denjenigen erinnert, während
das eigentliche Grab woanders liegt.
Die von Hanstein sind ein uradeliges Geschlecht aus
dem Eichsfeld, von den Vitzthum von Apolda
abstammend, wo sie Vicedome der Erzbischöfe von
Mainz auf der Burg Rüsteberg (gerüsteter Berg,
Rusteburg, ehemalige Mainzische Burg bei Göttingen,
Mitte des 18. Jh. abgebrochen) waren. Der Name
Hanstein kommt von Hagen, Hag = Einhägung,
Einhegung. Weitere frühe Varianten des Namens sind
Hanenstene, Haninstein, Hanenstein, Hagenstein,
Hansteyn etc., wovon die abgeschliffene Form
Hanstein sich letztendlich durchsetzte. Der erste
des Geschlechtes, der urkundlich erscheint, ist
Theodoricus I im Jahre 1121, dann 1122 Lamberdus
vicedominis in Rusteberge. Das Wappen ist zuerst
nachweisbar auf einem Siegel des Heidenreich von
Hanstein (Heithenricus de Hanenstene) aus dem Jahre
1244. Die Burg Hanstein liegt in der Nähe der
Rusteburg. Ab Anfang des 13. Jh. erscheint die
Familie als Burgmannen und Vicedome im Dienste der
Mainzer Erzbischöfe auf Burg Hanstein, zuerst der
genannte Heidenreich von Hanstein, der als
Stammvater des Geschlechts gilt.
Die nächste Stufe zur eigenen Herrschaft kam im
Jahre 1308, am 4.10.: Heinrich d. Ä. und Lippold von
Hanstein schlossen einen Vertrag mit Peter von
Aspelt, Erzbischof von Mainz, des Inhalts: Sie, die
von Hanstein, erbauen die baufällig gewordene Burg
komplett neu mit ihrem eigenen Kapital, und dafür
bekommen sie und ihre Nachkommen das Recht, für
immer Erbburgmänner auf derselben zu sein. Und so
blieb die Burg Hanstein durchgehend in ihrem Besitz,
bis sie zur Ruine wurde. Auch heute noch ist die bei
Bornhagen (Thüringen) gelegene Burg eine der größten
und beeindruckendsten Ruinen Mitteldeutschlands.
Das wohlhabend gewordene Geschlecht ließ sich aber
immer mehr auf umliegenden Ritterhöfen nieder, in
Besenhausen, Bornhagen, Werleshausen, Wahlhausen,
Ershausen, Oberelle, Henfstedt, Geismar, schließlich
war im Jahre 1683 die Stammburg „wüst und unbewohnt“
und diente nur noch familiären Zusammenkünften des
Familienverbandes.
Im Laufe der Zeit verzweigte sich die Familie in
viele Linien, nach Thüringen, Sachsen, Preußen,
Hessen, und mehrere Adelserhebungen sind
verzeichnet, so am 10.7.1706 die Erhebung in den
Reichsfreiherrenstand für Johann von Hanstein,
Generaladjutant der Generalstaaten der Vereinigten
Niederlande, am 31.1.1840 der preußische
Freiherrenstand für Karl von Hanstein, kurfürstlich
hessischer Staatsminister, am 31.1.1819 der
preußische Freiherrenbrief für Emil von Hanstein,
kurhessischer Minister a. D. und am 16.2.1891 die
Anerkennung des Freiherrenstandes in
Sachsen-Meiningen für Albert von Hanstein et al.
Das Wappen der von Hanstein ist einer großen
Variationsbreite unterworfen.
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Variante 1: In Silber 3 (2:1) zunehmende
(Spitzen also heraldisch rechts, optisch
links) schwarze Mondsicheln. Auf dem Helm
mit schwarz-silbernen Decken eine oben mit
einem Busch schwarzer Hahnenfedern besteckte
silberne Säule (ein silberner Schaft), die
(der) in seiner Mitte von zwei auswärts
gekehrten schwarzen Mondsicheln beseitet ist
(also heraldisch rechts zunehmend,
heraldisch links abnehmend). Dies ist das
Stammwappen, wie es auch an der Burgruine
Hanstein zu sehen ist (ungekrönter Helm).
Genau so wurde das Wappen auch von der
Familie von Hanstein aus Hanstein-Rimbach am
20.9.1990 in die Deutsche Wappenrolle
eingetragen (Nr. 9279/90), aber mit
gekröntem Helm. |
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Variante 2: In Silber 3 (2:1) abnehmende
(Spitzen also heraldisch links, optisch
rechts) schwarze Mondsicheln, ansonsten wie
oben beschrieben. Dies war das in
nachmittelalterlicher Zeit bevorzugt
geführte Wappen, dem wir auch in Oppenheim
begegnen. Helmzier wie oben. |
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Variante 3: In Silber 3 (2:1) schwarze
Mondsicheln, die oberen mit ihren Spitzen
nach außen, die untere mit ihren Spitzen
nach unten gekehrt. Helmzier wie oben. |
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Variante 4: In Silber 3 (2:1) schwarze
Mondsicheln, die oberen mit ihren Spitzen
nach außen, die untere zunehmend. Helmzier
wie oben. |
Es gibt auch Varianten mit einer Helmzier ohne
Schaft, wo der Federbusch direkt aus der Helmkrone
hervorkommt, und aus den Hahnenfedern können in
einigen Darstellungen Straußenfedern werden, und die
Federn können nicht ganz schwarz, sondern
schwarz-silbern-schwarz-silbern-schwarz sein. Die
Helmkrone kann vorhanden sein oder entfallen oder
durch einen Wulst ersetzt werden, je nach Quelle und
Linie. Heutzutage ist der DWR-Eintrag als
verbindlich anzusehen, mit Helmkrone, mit Schaft,
mit durchweg schwarzen Hahnenfedern.
Das Wappen in der Katharinenkirche wird oben von
zwei kleinen Schilden der Eltern begleitet, stark
verwittert, oben rechts die Hansteiner Mondsicheln,
oben links ein Vogelbein. Die Helmzier des
vorliegenden Beispieles ist gegenüber der
Stammhelmzier um zwei große Straußenfedern rechts
und links der Säule erweitert.
Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Oppenheim am Rhein, Rheinische Kunststätten Heft 3-4
/ 1972, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und
Landschaftsschutz (Hrsg.).
Burg Hanstein:
http://syntheticex.homepage.t-online.de/syntheticex/Site/index.htm,
http://www.vg-hanstein-rusteberg.de/index.php?id=burgruine_hanstein,
http://www.burgruine-hanstein.de/
Burg Rusteberg:
http://www.vg-hanstein-rusteberg.de/index.php?id=rusteberg
Quelle für die gesamten Grabdenkmälerartikel
mit herzlichem Dank an den Autor:
http://dr-bernhard-peter.de/Heraldik/Galerien/galerie944.htm
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